arbeiten vs. studieren

Eigentlich bin ich seit über zwei Jahren selbständig. Was ich jedoch während der Selbständigkeit erfahren musste: Ganz gleich welche Qualifikationen du besitzt – du bist nichts ohne einen Abschluss.

Studieren, um verglichen werden zu können

Würde ich theoretische irgendwann nicht mehr selbständig sein wollen, ich könnte mich nicht auf diverse Stellenangebote bewerben! Was man in der praktischen Arbeit beim und vor allem mit dem Kunden lernt, ist für potentielle Arbeitgeber nicht messbar. Man landet mit seinen Bewerbungsunterlagen – normalerweise – auf einem Stapel. Das Einzige was dem Arbeitgeber oder dem Personaler auffällt: Der Abschluss fehlt. Keine Ausbildung, kein Studienabschluss – einfach nichts, mit dem der Arbeitgeber einen mit anderen Bewerbern vergleichen kann.

Klar, man verfügt über Wissen, ist selbständiges Arbeiten gewohnt, verfügt über Erfahrungen im Umgang mit Mitarbeitern und Kunden, weiß mit Druck umzugehen, ohne die Nerven zu verlieren – doch all das zählt nichts, so lange man keinen Abschluss besitzt.

Das ist die Zwangkomponente, die deutlich für ein Studium spricht.

Studieren ohne Zwang – theoretische Grundlagen lernen

Andererseits ist es natürlich auch eine Frage des eigenen Wissensdurstes: Man, nein, ich will lernen. Ich will theoretische Grundlagen beigebracht bekommen, meine eigenen Perspektiven erweitern bzw. neue Ansichten vorgestellt bekommen. Man kann sich selbstverständlich viel anlesen, viel während der Arbeit lernen – klar, das mache ich seit über zwei Jahren. Aber dennoch habe ich das Gefühl, dass ich ein klassisches Studium für das eigene Wohlbefinden und das eigene Wissen brauche. Man kann es auch auf den Prestige-Faktor schieben – mir reicht es nicht ausschließlich praktische Erfahrungen vorweisen zu können. Als Sicherheitsmensch will man eine solide Grundlage haben. Das war immer mein Ziel und das ist es eigentlich auch weiterhin.

Auch dieser Punkt ist deutlich für das Studium, nur dieses Mal freiwillig.

Aber mir scheint es so, als würden die Faktoren gegen ein Studium überwiegen.

Das Studium, das ich brauche

Ein Studium im Medienbereich bleibt mir verwehrt, da ich a. nicht den dafür nötigen Abi-Schnitt und b. nicht die nötigen Wartesemester habe. An sämtlichen Unis, bei denen ich mich auf einen Medienstudiengang beworben habe, habe ich eine Absage erhalten. Fernuniversitäten habe ich auch in Betracht gezogen (hier habe ich kein passendes Studium gefunden) genauso wie auch private Akademien. Beim zuletzt genannten Punkt kommt jedoch meine nicht vorhandene Risikobereitschaft zum Vorschein: „was ist, wenn meine Selbständigkeit mal nicht mehr funktioniert?“ Tja, dann hat sich die private Akademie auch erledigt.

Ohne überheblich klingen zu wollen: Ich denke, dass ich über mehr Medienwissen verfüge als ein Großteil der Studienbewerber. Und ich denke auch, dass ich das Studium durchziehen würde. Ist es also gerechfertigt, mich auf einen Abiturschnitt zu reduzieren? Ein Wert, der aus dem Jahr 2007 stammt?

Nun gut, so ist es nun einmal. Bleiben die Medienstudiengänge eben denjenigen, die mit 18 Bestleistungen erbracht haben oder denjenigen, die tatsächlich 10 Wartesemester rumbringen, um dann endlich mit Mitte 20 anzufangen zu studieren.

Das Studium, das ich bekomme

Auch ich habe jetzt einen Studienplatz erhalten – einen Plan B sozusagen. An der Universätz Hamburg, darf/kann/will ich jetzt also Sozialökonomie studieren. Ein Studienfach, das solide und jederzeit brauchbar ist. Sind wir mal ehrlich: Damit studiere ich theoretisch nur „irgendwas“, um endlich studieren zu können.

Doch was ich für meinen Plan B leisten werde, ist relativ viel: Meine Selbständigkeit läuft gut, die Beratung beim Kunden vor Ort macht Spaß und bringt mich an Erfahrungen weiter. Das heißt, ich werde meine Arbeit bei einem Vollzeitstudium nicht mehr so ausüben können, wie es bislang der Fall ist. Selbst bei einem Teilzeitstudium muss ich zwangsläufig meine Kundenarbeit reduzieren bzw. outsourcen. Und das alles für einen Plan B?

Ich weiß es nicht. In drei Wochen müsste ich theoretisch anfangen zu studieren. Mich würde eure Meinunge interessieren: Plan B umsetzen, nur um ein Studium zu haben? Noch zwei Jahre warten, um die 10 Wartesemester voll zu haben und dann möglicherweise (jawohl, sicher ist das dann noch immer nicht) das „Okay“ für ein Studium zu bekommen? Oder auf das Studium gänzlich verzichten und auf die Selbständigkeit vertrauen?

Nun gut, bleibt abzuwarten, ob ich mich in drei Wochen endlich entschieden habe.

Selbstverständlich würde ich mich über Kommentare freuen…

Grüße aus Hamburg

SnoopyEnVogue

10 Gedanken zu „arbeiten vs. studieren

  1. Ich habe letztes Jahr mein (Fach)Abi nachgeholt, da ich feststellen musste das eine Ausbildung zum Fachinformatiker (AE) so ziemlich wertlos ist. Warum? Weil jeder, der den Schein haben möchte, ihn auch bekommt. Jetzt muss sich nur noch zeigen ob ein Studium im Bereich der Angewandte Informatik mich weiter bringt. Monat geht’s los.
    Viel Glück!

    Grüße aus Hamburg
    @salzig

  2. Hallo auch aus Hamburg,

    ich nähere mich deinem Problem mal von einer ganz pragmatischen Seite: du willst ein Medienfach studieren aber möchtest nicht ausschließlich auf deine Schulleistungen / einen Abischnitt reduziert werden?
    Da gibt es zum Beispiel Unis wie die Leuphana Lüneburg. Die hat bei ihren Bewerbern nicht in erster Linie den Abischnitt im Auge – sondern eine Punktzahl, die sich zusammensetzt aus Schulleistungen, besonderen Fremdsprachenkenntnissen, Berufspraxis (von der du eine ganze Menge vorzuweisen hast), weiteren Qualifikationen und Leistungen und einem Ergebnis des eigens für diese Bewerbung durchgeführten Zulassungstests.
    Näheres kannst du hier nachlesen:
    http://www.leuphana.de/college/bewerben-fristen-und-verfahren-bachelorstudiengang/zulassung.html

    Liebe Grüße,

    @textautomat

  3. @salzig: oh ha, erst Abi nachgeholt, dann noch studieren – das ist auch nicht wirklich schlecht. Dafür braucht man noch einiges mehr ans Selbstdisziplin und Ehrgeiz. Alleine aus dieser Überlegung heraus, wird sich ein Studium für dich vermutlich schon lohnen 😉 Danke, und dir auch viel Erfolg!

    @textautomat: Guten Morgen 🙂 Lieben Dank für den Tipp, das hört sich gar nicht mal schlecht an. Aber auch erstaunlich, dass es sich hierbei – ganz offensichtlich zumindest – um eine der wenigen Schulen handelt, die das anbieten.
    So lernt man also mal seine Follower aus Hamburg kennen 😉

  4. Hallo,

    eine Ausbildung ist grundsätzlich nicht verkehrt. Ich habe am Anfang Maschinenschlosser gelernt, danach Handwerksmeister und Maschinenbautechniker in zwei Jahren Vollzeit abgeschlossen.

    Während des Technikers bin ich mit Internet und Programmierung in Berührung gekommen und wollte in diese Richtung gehen.

    Nun dachte ich auch ein Studium sollte schon sein, bzw. einen Abschluss in der zukünftigen Berufsrichtung (da war ich 23), also eine Hochschulzugangsprüfung (geht ohne ABI durch den Meistertitel) gemacht und 2 Semester an der Uni Frankfurt Informatik gehört.

    Dann kam der Internetboom in 1997 und ich hatte mir ausgerechnet, dass ich in der Regelzeit (falls das geklappt hätte) 32 bin bei Abschluss des Studiums.

    Ich habe mich kurzerhand für die Praxis entschieden und habe mit 3 Leuten am Anfang an Tapezierertischen die erste Shoppinglösung für Linux entwickelt. Zwei Jahre später war ich Gesellschafter, wir hatten VC, waren eine AG und mittlerweile 42 Mitarbeiter.

    Nach dem .com Crash, habe ich die eigene Firma gegründet und dabei ist’s dann bis heute geblieben.

    FAZIT: Ein generelles Rezept gibt es nicht. Ich vertraue aber auch auf den Bauch, bzw. sollte man immer das machen, bei dem man das beste Gefühl und Spaß hat. Dann ist man auch gut in dem was man tut. Jedoch war die Ausbildung am Anfang sicherlich ein nicht ganz unwichtiger Baustein auf dem bisherigen Weg.

    Gruss,
    Stefan

  5. Bei mir ist es das gleiche: Selbstständigkeit plus Studium (in meinem Fall Informatik). Ich habe die Entscheidung gegen ein berufliches Durchstarten und für ein Studium nie bereut.

    Als Lüneburger muss ich dich vor der Leuphana warnen: Diese Universität kann man einfach nicht mehr ernst nehmen. Einfach mal ein bisschen bei Google News lesen.

  6. Bin ja gerade erst auf deinen Blog gestoßen aber will auch nochmal meine Meinung hinterlassen.

    Ich selbst studiere Vollzeit (Dual) und zwar was ganz simples BWL, ist aber thematisch passend denn ich habe auch in meiner „Selbstständigkeit“ sehr viele Schnittpunkte und gerade wenn es wie bei Stefan auf eine eigene Firma hinausläuft ist es sicher hilfreich in den Bereichen die man im Studium lernt Kenntnisse zu haben.

    Was dich angeht ist es da nicht eventuell auch sinnvoll, wenn du z.B. in den Bereich Marketing gehtst? Kann man ja in nem BWL-Studium dann vertiefen und das Studium ist meiner Erfahrung nach nicht so stressig das man nebenbei das Gewerbe vernachlässigen muss. Vor allem wenn man KEINE Anwesenheitspflicht hat so wie ich.

  7. Ich wollte immer was mit Modedesign mhcaen. Hab mich nach dem Abitur dann auch in trier beworben, wurde als eine der wenigen angenommen – und habe letzendlich doch abgesagt. Ich weidf, es war mein Traum, aber der hatte sich nunmal gee4ndert – frfcher hatte ich mir zwar auch Gedanken um alles gemacht, aber als es so plf6tzlich vor der Tfcr stand, wollte ich das nicht mehr, weg von der Familie etc. und spe4ter als Modedesigner – we4re ich wirklich eine der „Grodfen“ kf6nnte ich Familie doch erstmal glatt vergessen. Und meist ist es so (weidf ich von einigen, die das studiert haben) dass man letzendlich auch nur in einer Schneiderei etc landet, ffcr das man nicht studiert haben muss. War aber auch ne FH in Trier, glaube ich.Naja, was wurde letzendlich aus mir? Mathematik und Kunst auf Lehramt, obwohl ich NIE NIE NIE Lehrer werden wollte. Letzendlich habe ich es doch getan, die Praktika haben mir Spadf gemacht (Grundschule) – obwohl ich immer dachte, dass ich mit kleinen Kinder nicht umgehen kann, usw. Aber letzendlich habe ich fcber Umwege doch meinen Traumberuf gefunden, zumindest scheint es so, haha. Aber selbst wenn es mir nicht gefe4llt, was hindert mich daran, in 10 Jahren nicht doch was anderes zu mhcaen? :)Studiere zwar jetzt an einer Uni, aber dachte vll muntert es ja doch ein wenig auf, weil ich ja e4hnliche Gedanken hatte und jetzt viel glfccklicher bin, als vorher.

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